Verlängert bis 21.08.2020, Mi -Fr von 11 bis 17 Uhr


Ein Yak in Fahrt ist, schwer zu stoppen. Begegnungen jenseits der Seidenstraße.

Malerei auf Papier: Inge H. Schmidt Fotografie: Krzysztof Płaza. Das unaufhaltsame Unterwegssein, beladen mit schwerem Gepäck, das fast ausschließlich aus Kameraausrüstung sowie Malutensilien besteht, ist mehr als Reisen. Es ist ein Suchen, das von einer unbändigen Neugierde angetrieben wird, die Zusammenhänge der Welt zu verstehen und mehr über sich selbst zu erfahren, immer auch auf der Suche nach dem Ursprünglichen. So beschreiben es der Fotograf Krzysztof Płaza und die Malerin Inge H. Schmidt, die sich oft gemeinsam auf den Weg machten. Jeder mit wachem Auge und unglaublichen Gespür für Menschen, aber ihre Eindrücke in zwei unterschiedlichen künstlerischen Formen verarbeitend. Es ist eine Ausstellung, über den Alltag einfacher Leute jenseits der Seidenstraße, über ergreifend schöne Landschaften und einem schicksalhaften, nicht selten geheimnisvollem Leben „am Ende der Welt“. Viele Gesichter, in die wir schauen können, erzählen davon. Aus dem Reistagebuch von Inge H. Schmidt : Khorog / Tadschikistan / 2009 Afira, Ismailitin, 103 Jahre alt. Es ist für mich eine unwirtliche, karge Gegend. Wieder stelle ich mir die Frage, wie man hier überleben kann. Afira, ihre gesamte Familie und Nachbarn können es, seit mehreren Generationen, dank eines einzigen Baumes, eines Aprikosenbaumes. Der steht seit fast 200 Jahren in ihrem kleinen Garten, direkt vor dem Haus. Ich staune, wie fröhlich, gesund und kräftig alle sind. Auch die über Hundertjährige setzt mich in Erstaunen. Sie hat ein fast kindliches Gesicht, mit kleinen wachen funkelnden Augen. Der Baum ist eine wahre Pracht und nimmt fast den ganzen Garten ein. Seine Zweige hängen mit den leuchtend orangen Früchten, wie schwer beladene Arme fast bis zum Boden. Jahr für Jahr. Dieser Baum ist wie ein Geschenk, er lässt diese Familie nicht nur überleben, sondern hält sie auch gesund. Im Sommer essen sie die reifen Früchte, im Winter die getrockneten. Das ganze Haus ist übersät mit Eingemachtem. Von den Kernen machen sie Öl. Von Januar bis März, wo die Vorräte langsam ausgehen könnten, beginnen sie zu fasten. Nur ein - zweimal am Tag trinken sie den Saft der Früchte. Niemand weiß, wann der Baum aufhört, Früchte zu tragen, dann werden sie gemeinsam überlegen. Aber jetzt ist nicht daran zu denken. Man sagt, die Ismailiten wären eine der rätselhaftesten religiösen Gemeinschaften überhaupt. Sie haben einen sehr festen Zusammenhalt.